Indien fordert Automatischen Informationsaustausch

Für geraume Zeit schon mussten wir uns aus der OECD und dem Global Forum anhören, dass der automatische Informationsaustausch Entwicklungsländer überfordern würde. Neben dieser bevormundenden Haltung, dem arroganten Tonfall und der Schaffung von hindernden Fakten hatten diese Stimmen jedoch immer in einem Punkt recht: es gab bislang keine Regierung eines Entwicklungslandes, die den automatischen Informationsaustausch laut und hörbar gefordert hätte.

Diese Zeit ist nun vorbei. Indien's Premierminister Manmohan Singh hat vor dem G20-Gipfel heute die Einführung des automatischen Informationsaustauschs über Auslandskonten gefordert und dürfte damit eine neue Ära der internationalen Finanzbeziehungen einleiten. Er sagte:
"The G20 countries should take the lead in agreeing to automatic exchange of tax related information with each other, irrespective of artificial distinctions such as past or present, for tax evasion or tax fraud, in the spirit of our London Summit that 'the era of bank secrecy is over'."
Gott sei Dank tut sich etwas. Vielleicht hat dieses Hintergrundpapier ein klein wenig dazu beigetragen, dass dieser Schritt so explizit gefordet wird - letzten Monat in Paris jedenfalls ist dieses Papier in die Hände eines indischen Finanzbeamten gewandert.

Jedenfalls wird jetzt das feilschen um die Details beginnen - welche internationale Organisation kann dieses Unterfangen begleiten? Die OECD, Global Forum oder UN? Wird ein ganz neues System entwickelt? Wird FATCA oder EUSTD als Modell gewählt? Welche Lobbygruppen dürfen mit an den Tisch?

Wie die löchrigen bilateralen Abkommen mit der Schweiz gezeigt haben, liegt das größte Stück Arbeit also noch vor uns. Die wird aber mit Sicherheit viel leichter von der Hand gehen.

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